
Vor einigen Tagen besuchten Mitglieder unserer Fraktion eine der drei Verbraucherberatungsstellen im Kreis Wesel in der Weseler Innenstadt.
Nach einem allgemeinen Austausch über das breitgefächerte Beratungsangebot rund um die Alltagsfragen der Ratsuchenden im Kreis Wesel kamen im anschließenden Gespräch die Themen auf den Tisch, die den Verbraucherinnen und Verbrauchern im Kreis Wesel aus unserer Sicht aktuell die meisten Sorgen bereiten dürften: die exorbitant gestiegenen Energiepreise und die dadurch angefachten Preissteigerungen bei Wohn- und Lebenserhaltungskosten.
Gut gerüstet in den „heißen Herbst“ – Mit zielgerichteten Informationen und Beratungsangeboten der Verbraucherberatungsstellen
„Auch, wenn die Brisanz dieser Entwicklung noch nicht mit der Wucht im Kreis Wesel angekommen ist, wie wir es in vielen Ruhrgebietsstädten bereits seit Anfang des Jahres beobachten können, rechnen wir in diesem Zusammenhang ab Herbst auch im Kreisgebiet Wesel mit stark steigendem Beratungsbedarf, vermehrten Gas- und Stromsperren und einer zunehmenden Anzahl von Verbraucherinsolvenzen,“ erfahren wir von Sigrun Krümmel, die als Regionalleiterin einen guten Überblick über die allgemeine Entwicklung an Rhein und Ruhr hat. Die Verbraucherzentrale NRW hat sich jedoch laut Krümmel auf die zu erwartenden Themen und Fragen vorbereitet. „Wir haben bereits im Frühling mit einer zunehmenden Dynamik auf dem deutschen Energiemarkt gerechnet und vorsorglich in allen NRW-Filialen einen Mitarbeitenden zu Fragen rund um das Thema Energierecht fit gemacht. Trotzdem befürchten wir, dass spätestens Anfang 2023 immer mehr verzweifelte Menschen in unseren Beratungsstellen „Schlange stehen“ werden.“
Verbraucherberatungsstellen sind Teil des Netzwerkes vor Ort

Auch auf lokaler Ebene ist es notwendig, dass sich die Verbraucherberatungsstellen im Kreis Wesel durch eine gute Vernetzung mit allen relevanten Akteuren auf die erwartete „Welle“ vorbereiten, berichtet uns Beratungsstellenleiterin Karin Bordin. Es sei sowohl rechts- als auch linksrheinisch ein „Runder Tisch“ wichtig, um sich im Bündnis mit dem Jobcenter, den Wohlfahrtsverbänden, Arbeitslosenzentren, Energieversorgern und weiteren Vereinen, Verbänden und Institutionen „auf das vorzubereiten, was kommt“.
Regionalleiterin Sigrun Krümmel sieht die Verbraucherberatungsstellen dabei in einer „Drehscheibenfunktion“ innerhalb des Kreis Weseler Netzwerkes. Ziel sei es letztendlich, im Ernstfall gemeinsam kurzfristig und zielgerichtet bei den Energieversorgern intervenieren zu können, zum Beispiel um zunächst durch Stundungen Versorgungsunterbrechungen zu verhindern.
Zielgruppenspezifische Hilfe statt „Gießkannen-Prinzip“
Für uns stand nach dem Gespräch fest, dass in der aktuellen Energiepreiskrise vor allem die finanziellen Hilfen dringend gerechter und somit zielgruppenspezifischer eingesetzt werden müssen. Heinz-Gerd Franken, Kreistagsmitglied aus Neukirchen-Vluyn, wies im Gespräch auch auf die Lage der Rentnerinnen und Rentner hin, die in der letzten Entlastungsrunde zu kurz gekommen sind. Aber auch Alleinerziehende und Geringverdienende brauchen unserer Meinung nach dringend mehr praktische und finanzielle Unterstützung, denn Aktuelle Studien belegen, dass arme Menschen stärker von Energiearmut und Inflation betroffen sind. Das liegt daran, dass sie tendenziell einen größeren Teil ihres Einkommens für Energie und Lebenshaltungskosten aufwenden müssen, als Personen mit hohem Einkommen. In welchem Maße dies zutrifft, zeigt ein Blick auf die aktuellen Zahlen des statistischen Bundesamts. Danach mussten Betroffene aus den so genannten „Relativ Armen“ Haushalten im Mai im Schnitt 15,1 Prozent ihres Einkommens für Energie aufwendeten. Die „Untere Mitte“ und die „Relativ Reichen“ gaben im Vergleich dazu lediglich 10,2 bzw. 3,3 Prozent ihres Einkommens für Energieprodukte aus.

Dr. Peter Paic: „In der aktuellen Energiepreiskrise müssen die Beratungskapazitäten der Verbraucherberatungsstellen unbedingt ausgeweitet werden, damit den Betroffenen möglichst schnell geholfen werden kann“
“Wichtig ist es jetzt, nicht mehr, wie bisher, nach dem Gießkannen-Prinzip zu helfen, sondern ganz gezielt die von Energiearmut und Inflation besonders betroffenen Menschen zu unterstützen“. Auch konkrete Hilfe im Ernstfall, wie die Verbraucherberatungsstellen sie zum Beispiel bei Versorgungssperren anbiete, sei für viele Hilfesuchende „im wahrsten Sinne des Wortes lebenswichtig“, lobt unser stellvertretender Vorsitzender Dr. Peter Paic, ausdrücklich die gute und wichtige Arbeit der Verbraucherberater und Verbraucherberaterinnen bei uns im Kreis. „Steuerentlastungen, wie die FDP sie zurzeit vorschlägt, zielen da eindeutig an den Bedürftigen vorbei.“ Sein Vorschlag: „Wenn jetzt schon abzusehen ist, dass die Verbraucherberatungsstellen in NRW den erwarteten Ansturm personell nicht werden stemmen können, muss sofort gehandelt werden.“ Das gehe nur über die Finanzierung zusätzlicher Personalkosten in den Filialen vor Ort. „Da die Arbeit der Verbraucherberatungsstellen zu 50 % aus Landesmitteln und zu jeweils weiteren 25% durch die Standortkommunen und den Kreis Wesel co-finanziert werden, sehe ich hier in erster Linie das Land NRW in der Pflicht,“ so Paic weiter. Sollte die Landesregierung die Fördermittel erhöhen, werde sich seine Fraktion im Gegenzug auch im Kreistag für eine entsprechende Erhöhung der Co-Finanzierung des Kreises Wesel einsetzen.
Die Verbraucherberatungstellen in NRW: schnelle und kompetente Hilfe – online, telefonisch oder vor Ort
Die Verbraucherzentrale NRW setzt sich nach eigenem bekunden „mit Rat und Recht bei allen Verbraucherfragen aus allen Lebensbereichen“ für Hilfesuchende ein und informiert auf ihrer Webseite über das gesamte Beratungsangebot. Bei konkretem „Ärger mit dem Energieversorger“ hilft die Verbraucherzentrale auf ihrer Themenseite „Energie“ kompetent bei Rechnungen, Anbieterwechsel, Peiserhöhungen und drohenden oder bereits erfolgten Gas- und Stromsperren. Ebenso finden Verbraucherinnen und Verbraucher dort praktische Tipps, wie sie Energie im Alltag sparen können und erfahren, wofür erneuerbare Energien gut sind.
Die Filiale der Verbraucherzentrale NRW in Wesel befindet sich zentral in Bahnhofsnähe an der Wilhelmstraße 5-7 und ist erreichbar unter der Rufnummer 0281 473684. Die Beratungsstellen in Moers und Dinslaken liegen an der Kirchstraße 42 in Moers bzw. an der Duisburger Straße 21 in Dinslaken. Auch sie sind telefonisch zu erreichen – in Moers unter der Rufnummer 02841 60776 – 01 und in Dinslaken unter der Rufnummer 02064 45647 – 01.
Ihr seid neugirig geworden und wollt wissen, was wir sonst noch alles machen?
Ein Mausklick auf unser Logo genügt, um mehr über unsere Arbeit für die Menschen im Kreis Wesel zu erfahren!
